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Ausgabe vom Mittwoch, 18. September 2002
Kornschütte im Luzerner Rathaus

Ein Blick auf Anna Blumes Werk

In Mai 2001 starb die Malerin Anna Blume im Alter von 89 Jahren. Eine Ausstellung zeigt jetzt ihre späten Arbeiten.

Im Jahr 1999 erschien ein grosser Band mit Zeichnungen der in Böschenroth (Meierskappel) lebenden Anna Blume. Die betagte Künstlerin, Gattin des Luzerner Malers August Frey, schuf sie zu Gedichten aus der Zeit vom Barock bis ins 20. Jahrhundert. Es sind keine Illustrationen. Wer nicht um den Anlass der Zeichnungen weiss, würde kaum an eine Beziehung zu Wortkunstwerken denken. Die Blätter sind eine Art traumhafter Reaktion auf das Erleben eines Gedichtes in einer Lektüre, in der das Aufnehmen eines Inhaltes hinter das spontane und letztlich nicht verbalisierbare Nachempfinden der Atmosphäre zurücktritt. Die Blätter zeigen wenige, aber intuitiv richtig auf die weisse Fläche gesetzte Farbstiftstriche, die eine naturhafte Stimmung wiedergeben. Meist ist die Stimmung heiter und abgeklärt, mitunter aber, wenn Anna Blume Dunkles oder Schwarzes dominieren liess, auch düster.
Dreissig dieser 1999 entstandenen Blätter sind Bestandteil der Gedenkausstellung, welche in der Kornschütte des Luzerner Rathauses einen Blick auf das Werk Anna Blumes gestattet - nicht auf das ganze Lebenswerk allerdings: Die Ausstellung setzt erst Mitte der Siebzigerjahre ein, jener Zeitpunkt, als die Künstlerin Anni Frey ihre Arbeiten mit ihrem Mädchennamen Anna Blume zu signieren begann.

Tafelbilder und bemalte Möbel
Es sind Tafelbilder, in denen sich die Malerin in diesen Siebzigerjahren scheinbar einfach-schlichten, vielleicht gar kindlich erscheinenden Bildinhalten zuwendet. Unvermittelt aber kann die Stimmung kippen: In einem hochformatigen Bild, das wie eine düstere und zugleich spielerische Traumvision anmutet, zeigt die Malerin unten in einem braunen Kreis eine geknickte menschliche Figur und im oberen Bereich einen Pflanzenzweig, als spriesse er aus diesem Erdreich. «Der Tod liegt unterm Eibenzweig» lautet der Titel.
Frei in den Kornschütte-Raum sind Stühle gehängt, und da sind auch Tische oder Ständerlampen. Anna Blume nutzte diese Möbel für ihre Malereien. Hier wie in den Tafelbildern tritt uns Anna Blume als versierte, gepflegte Malerin entgegen, welche Farben und Proportionen klar und sauber einzusetzen weiss und - bei aller persönlichen Häuslichkeit, welche diese bemalten Möbel ausstrahlen - zugleich ihren Spass an den Bildinhalten hat. Viel Spielerisches ist zu entdecken, mitunter aber auch ein hübsches Mass an Ironie. Da blickt ein Astronom durchs Fernrohr, dort ist auf einen Kinderstuhl ein Bucheinband «Breughels Kinderspiele» gemalt, und dort nutzt ein Schauspieler die Sitzfläche eines Stuhls für seinen grossen Bühnenauftritt.



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